In Deutschland erleiden jährlich rund 70.000 Menschen außerhalb von Krankenhäusern einen Herzstillstand, 65 Prozent davon im häuslichen Umfeld. Doch nur in etwa der Hälfte der Fälle leisten Laien Erste Hilfe. Würden mehr Menschen sofort mit der Herzdruckmassage beginnen, könnten jährlich bis zu 10.000 Leben gerettet werden. Um dahin zu kommen, führt das Land Hessen verpflichtenden Wiederbelebungsunterricht ab Klasse 7 ein. Die Schulen entscheiden selbst über die Umsetzung, etwa im Biologie- oder Sportunterricht oder im Rahmen von Projekttagen. Seit mehreren Jahren setzt sich die Björn Steiger Stiftung für das Projekt „Herzsicher in der Schule“ ein und stattet die Schulen mit Reanimationspuppen sowie automatisierten externen Defibrillatoren (AED) aus. Sie übernimmt zudem die Kosten für Schulungen. Ziel ist es, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch Ängste abzubauen und Jugendliche zu befähigen, im Ernstfall zu helfen.
Damit die Lehrkräfte den Unterricht sicher und praxisnah gestalten können, wurden sie vom Schulkoordinator des DRK-Kreisverbands Limburg, Wolfgang Köbke, in einer zweistündigen Schulung vorbereitet. Zwölf Lehrkräfte mit unterschiedlichen Vorerfahrungen in Erster Hilfe nahmen daran teil. Initiator des Projekts an der Schule war Sportlehrer Thomas Braas, der über Informationsmaterial auf das Programm aufmerksam wurde und es aktiv an die Schule brachte. Ihm ist es wichtig, das Thema nicht nur einmalig zu behandeln, sondern langfristig weiterzuentwickeln. Einige Lehrkräfte äußerten zunächst Unsicherheit und meinten, sie würden „nur Pflaster kleben“. Doch Wolfgang Köbke machte deutlich, dass bereits mit einem Pflaster Erste Hilfe beginnt.
Schritt für Schritt gingen sie durch, wann Wiederbelebungsmaßnahmen notwendig sind und wie man richtig reagiert. Ist ein Mensch bewusstlos und ohne Atmung, kann das Gehirn bereits nach drei Minuten Schäden davontragen, nach zehn Minuten tritt bereits der Hirntod ein. Und daher ist es so wichtig, sofort mit Reanimationsmaßnahmen zu beginnen und nicht darauf zu warten, dass der Rettungsdienst kommt. Ganz wichtig neben dem sofortigen Beginn der Maßnahme ist ein stetiger, gleichbleibende Rhythmus. Nur so könne ein konstanter Blutdruck aufgebaut und das Gehirn weiter mit Sauerstoff versorgt werden. Die Maßnahme sollte nicht unterbrochen werden, weder zum Holen eines AED noch zur kurzen Pause. Deshalb ist es essenziell, laut um Hilfe zu rufen und im Team zu arbeiten. „Sie gehen auf einen Marathon, nicht auf einen Sprint“, betonte Köbke, „Arbeiten Sie daher immer gemeinsam.“ Auch nahm er den Anwesenden die Angst. Bei der Wiederbelebung kann man nichts falsch machen, außer man macht gar nichts. Man kann die Situation nicht verschlimmern, denn per se ist der Mensch, wenn er nicht atmet, bereits tot. Daher braucht sich niemand scheuen, zu helfen. Indem Ängste abgebaut und praktische Kompetenzen frühzeitig vermittelt werden, können junge Menschen zu Lebensrettern werden. Dies ist ein wichtiger Schritt für mehr Sicherheit in unserer Gesellschaft.