· Pressemitteilung

Stellungnahme zur geplanten Reform des Rettungsdienstes in Hessen

Bezug nehmend auf die Pressemitteilung des Hessisches Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege vom 16.09.2025: „Landesregierung will Rettungsdienst zukunftsfähig aufstellen“ nimmt der DRK-Kreisverband Limburg Stellung zu den Reformplänen.

Der DRK-Kreisverband Limburg begrüßt die geplanten Reformen im hessischen Rettungsdienst und die damit verbundene Zielsetzung, die Qualität der Notfallversorgung zu steigern. Besonders wichtig ist dabei, dass die Arbeitsbedingungen der Einsatzkräfte verbessert und nachhaltige Strukturen geschaffen werden.

Kritisch bewertet wird jedoch die Aussage, dass durch die virtuelle Vernetzung der Leitstellen eine bereichsübergreifende Einsatzmöglichkeit geschaffen wurde. Was auf den ersten Blick nach Effizienz klingt, bedeutet in der Praxis häufig eine zusätzliche Belastung für die Mitarbeitenden. „Wenn Einsatzkräfte auf der Rückfahrt von einem Krankentransport spontan für einen Notfalleinsatz in einem anderen Bereich eingesetzt werden, fehlen sie im eigenen Zuständigkeitsbereich und das bei ohnehin knappen Personalressourcen“, zeigt Rettungsdienstleiter Sebastian Schneider auf.

Forderungen vom DRK-Kreisverband Limburg

Der DRK-Kreisverband Limburg fordert, dass alle Patientinnen und Patienten in Hessen eine gleichwertige Versorgung erhalten. Diese beginnt bereits bei der Notrufabfrage. Es muss landesweit sichergestellt sein, dass jede Leitstelle bei der strukturierten Notrufabfrage zum gleichen Meldebild kommt und auf dieser Basis das passende Rettungsmittel alarmiert. Dafür braucht es eine gezielte und strukturierte Qualifizierung der Mitarbeitenden in den Leitstellen, die sie in die Lage versetzt, Entscheidungen auf Basis klar definierter Kriterien zu treffen, unabhängig von individuellen Erfahrungswerten. Ziel ist eine hessenweit einheitliche und nachvollziehbare Notrufabfrage, die eine verlässliche Alarmierung sicherstellt. 
Ergänzend fordert der DRK-Kreisverband Limburg eine landeseinheitliche Notrufabfrage mit anschließender Qualitätssicherung. Die Notrufe müssen regelmäßig ausgewertet werden, von der Abfrage über die daraus resultierende Alarmierung bis hin zur letztendlichen Diagnose im Krankenhaus. Nur so kann die Qualität der Versorgung nachhaltig verbessert werden.

Zudem sollten die Menschen dazu ermutigt werden, mehr Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Eine sinnvolle Ergänzung wäre die Etablierung von Ärzten in den Leitstellen, die in letzter Instanz entscheiden, ob ein Transport ins Krankenhaus notwendig ist oder ob eine Versorgung in häuslicher Obhut möglich ist. Dies würde nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch die medizinische Qualität der Entscheidungen erhöhen. Darüber hinaus ist eine stärkere Vernetzung mit dem kassenärztlichen Bereitschaftsdienst erforderlich. Auch dieser muss Rückmeldung darüber geben, welche Maßnahmen ergriffen wurden und wie mit dem Patienten weiter verfahren wurde. Diese Informationen sollten ebenfalls einer systematischen Qualitätssicherung unterliegen, um die Versorgung ganzheitlich zu verbessern.

Der DRK-Kreisverband Limburg spricht sich abschließend für eine bundesweit einheitliche Regelung der gesetzlichen Hilfsfrist aus. Unterschiedliche Vorgaben führen dazu, dass in Regionen mit großzügiger Hilfsfrist weniger Rettungsmittel vorgehalten werden, während andere Bereiche mit dichter Struktur überlastet werden. Das gefährdet die Versorgung und führt zu einem strukturellen Ungleichgewicht. Überleben darf kein Zufall sein! Wenn es gelingt, die Einsatzzahlen zu reduzieren, entfällt der ständige Druck zur Effizienzsteigerung, denn dieser geht oft zu Lasten des Faktors Mensch. Die Fachkräfte im Rettungsdienst sind bereits heute stark belastet. Das System darf nicht weiter strapaziert werden, sondern muss gezielt entlastet werden.

Hilfsorganisationen fordern umfassende Reformen des Hessischen Rettungsdienstgesetzes

Anfang November haben die vier Hilfsorganisationen in Hessen – DRK, ASB, Johanniter und Malteser – eine gemeinsame Pressemitteilung mit dem Titel “Rettungsdienst stößt an seine Grenzen - Hilfsorganisationen fordern umfassende Reform und Neuanfang für Hessen” veröffentlicht und zentrale Reformpunkte benannt, die wir ausdrücklich unterstützen. Dazu gehören: 

  • Landesweite Standards für Ausstattung, Kompetenzen und Fortbildung
  • Zentrale Fachaufsicht im zuständigen Ministerium
  • Gesetzlich verankertes Qualitätsmanagement mit jährlichem Bericht
  • Gesundheitsleitstellen mit standardisierter Notrufabfrage und Alternativpfaden
  • Flächendeckende Einführung telemedizinischer Systeme
  • Verankerung von Helfer-vor-Ort-Gruppen und Erste-Hilfe-Apps
  • Rechtssicherheit bei Sonderlagen wie Pandemien oder Großschadensereignissen
  • Klarstellung der Bereichsausnahme (§ 107 GWB) im HRDG

Die vollständige gemeinsame Stellungnahme der Hilfsorganisationen finden Sie hier auf der Seite des Landesverbandes Hessen.


Unser Fazit:
Die Reform des Rettungsdienstes ist eine große Chance – wenn sie konsequent umgesetzt wird und die Menschen im Mittelpunkt stehen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Versorgung verbessert und die Belastung der Einsatzkräfte reduziert wird. Denn: Überleben darf kein Zufall sein.